![]() Knesebeck-Ensemble, Wohn- und Geschäftshaus DBV Winterthur Adresse: Knesebeckstraße 59-61, 10719 Berlin Nutzung: Wohnungen, Büros, Laden (Bioland) Original: Hugo Und Otto Schellenberg Erweiterung: Herbert Ruhl Sanierung: Oppert + Schnee Bauherr: Eigebenhausbauten fur Stadt und Land GmbH Investor: DBV-Winterthur Gesamtmietfläche: 10.000 qm Erdgeschoss: Ladenfläche insgesamt ca. 720 qm (ohne mögliche Galerieflache) Regelgeschoss: pro Etage ca. 1.485 qm Dachgeschoss: ca. 945 qm Baukosten: 20 Mio. € Erläuterung der vorliegenden Denkmalbedeutung: Das sechsgeschossige Bürogebäude Knesebeckstraße 59-61 wurde 1923-25 nach den Plänen der Architekten Hugo und Otto Schellenberg auf H-förmigem Grundriß mit 9 Achsen auf den beiden Grundstücken Nr. 59/60 errichtet; 1937 wurde das Gebäude nach Norden nach Plänen von Architekt Herbert Ruhl um weitere 5 Achsen erweitert. Die Straßenfassade weist in ihrer ursprünglichen Breite leicht vorspringende zweiachsige Seitenrisalite mit einem zurückliegenden fünfachsigen Mittelfeld auf. Die gesamte Fassade zeigt über dem Sockelbereich (Souterrain und Hochparterre) eine Kolossalordnung von Pilastern über 4 Geschosse; darüber ist ein Attikageschoss angeordnet (bei der Erweiterung im Norden nur eine breite Schleppgaube). Im Grundriss sind zwei Treppenhäuser und zwei Verteilerhallen im Vorderhaus und im Mittelflügel angeordnet; beide Treppenhäuser und Verteilerhallen zeigen (teils offen, teils verdeckt) die ursprüngliche Keramikverkleidung, die in der straßenseitigen Verteilerhallen alle stark expressionistisch gestaltet ist (Pfeiler mit Zickzackmuster; Kassettendecken); außerdem sind die Messingtüren erhalten geblieben sowie die Aufzugsschachtverglasung im östlichen Treppenhaus. Das Bürogebäude gehört zu den frühen Bauten seine Baugattung nach dem 1. Weltkrieg mit bedeutender expressionistischer Innenausstattung und ist ein herausragendes Dokument der frühen Moderne in Berlin. Geschichte Statische Berechnungsgrundlagen: Auszug aus der Bauakte: "Der statischen Berechnung sind die amtlichen Bestimmungen über Ausführungen von Bauwerken aus Eisenbeton vom 13.01.1916 zu Grunde gelegt. Als Nutzlast ist für die Deckenplatte ein Fahrzeug mit dem Raddrucke 2,5to und Radstande von 1,4 m, für die übrigen Bauteile sind 800kg/m² plus eines Zuschlages von 100% für Erschütterungen durch Raddrücke in die Rechnung gesetzt. Die Bestimmung der Eigengewichte der Bauteile ist anhand der Preussischen Ministerialvorschrift vom 24.XII.1919 erfolgt." HDI-Verfahren: Warum wurde diesen Verfahren benutzt? Das Haus wurde beim Umbau wie ein Hochhaus betrachtet, das heisst, dass im Gebäude bestimmte Parkplätze untergebracht werden mussten. Dazu wurde zunächst der Hof als Stellfläche eingeplant. Diese Planung wurde vom Bauherrn abgelehnt, daraufhin wurde eine Tiefgarage geplant. Um die benötigte Tiefe zu erreichen, mussten im Innenhof die Hofseitenfundamente verstärkt werden. Dieses Verfahren läuft folgendermassen ab: Unter hohem Druck wird der noch flüssige Zement durch 4 bis 5m lange Rohrlanzen in die Hohlräume des Bodens gepresst. Die Bodenverfestigung durch Injektion wird auch bei Unterfangungen von Außenwänden angewendet, wenn ein benachbarter Neubau tiefer als der Altbau gegründet werden soll. Nachdem die Fundamente verstärkt wurden, wurde mit dem HDI-Verfahren die Bodensohle und die Seitenwände der Tiefgarage gebaut. Besonders interessant dabei ist, dass die Deckenkonstruktion der Tiefgarage als Rahmenkonstruktion gebaut wurde und dadurch ein breiterer stützenfreier Raum entstand. Treppenhauskerne Die im Gebäude vorhandenen Treppenhäuser waren nicht in der Lage, weitere Lasten aufzunehmen. Daher wurden neue Treppenhäuser nach Hochhausverordnung brandschutztechnisch aufgebaut. Das größte Problem dabei war, dass die alten Treppenhäuser gleichzeitig Aussteifungskerne waren. Aus diesem Grund wurde versucht, neben dem alten Treppenhaus das neue Treppenhaus anzugliedern und danach das alte wieder abzureissen. Für dieses Verfahren wurden die Decken teilweise abgerissen, aber tragende und aussteifende Stahlkonstruktionen beibehalten. Die Treppenstufen sind fertige Stahlbetonteile und wurden vor Ort eingesetzt. Beim Bau der neuen Treppenkerne gab es ein anderes Problem: Da die Fassade und die neuen Treppenstufen zueinander versetzt standen, wären die Fenster teilweise verdeckt gewesen. Aus diesem Grund wurden die Treppen um 15 cm von der Fassade zurückgesetzt und der Zwischenraum wird zur Belüftung genutzt Dachkonstruktion Gebäudeteil 1924 Auszug aus der Bauakte:"Die Eisenbetonbalken erhalten einen 80-100 cm breiten Betonstreifen zur Herstellung des einen Druckgurtes. Das Dach, das zu den unter 45° geneigten Flächen als Ziegeldach, in den flachen Teilen als Pappdach ausgeführt wird, erhält einen eisernen Dachstuhl. Für eine Verkleidung wird 120kg/ml Dachfläche vorgesehen. Belastungen und Beanspruchungen entsprechen den ministeriellen Bestimmungen vom 24. Dez.1919" Gebäudeteil 1937: Die Decke wird als eine Eisen-Binder-Konstruktion ausgeführt. Auszug aus der Bauakte: "4 Binder, bestehend aus IB 18 mit einer Stützweite von 5,O m und schrägen Stützen von 3,18m. Als Pfetten sind eingebaut: I 20 je am Knotenpunkt des Binders zum Stiel, in einer Länge von 3,65 m bis 3,85 m." Doppelboden Aufbau Das Gebäude wurde mit speziell für Nutzungen mit hohem Installationsbedarf entwickelten Doppelböden ausgestattet.Das Konstruktionsprinzip der verschiedenen Doppelbodensysteme ist ähnlich: Auf höhenverstellbaren Metallstützen mit breitem Fuß, die in einem festgelegten Raster auf der ebenen Rohdecke aufgestellt werden, wird ein Metallrahmenrost als Auflager für den eigentlichen Boden aus Platten mit dem Stützenrastermaß verlegt. Der in seiner Höhe durch Stützen bestimmte Hohlraum zwischen Rohdecke und Bodenplatten steht für Klima-, Lüftung- und Elektroinstallationen zur Verfügung. Vorteile: Die Vorteile liegen in der Flexibilität der Versorgungs- und Anschlusselemente. Somit wird eine flexible Nutzung der Geschosse gewährleistet. Je nach Bedarf sind - nach Einzug leichter Trennwände unter den Balkenträgern - entweder ein großer Raum oder mehrere kleine Räume möglich. Kühldecke Aufbau: In einer abgehängten Decke werden Rohrregister integriert, die mit Kühlwasser gespeist werden. Strahlungskühle bildet - wie Strahlungswärme - eine natürliche Form der Klimatisierung. Die empfundene Temperatur liegt unter der tatsächlichen Lufttemperatur. Deshalb wird eine etwas höhere Raumtemperatur akzeptiert, was sich positiv auf den Energiebedarf auswirkt. Im Gegensatz zur klassischen Klimatisierung beschränkt sich die Belüftung auf die reine Außenluftrate, die für Personen benötigt wird. Es ist nur ein Drittel der Luftvolumenströme erforderlich. Dadurch kann der Deckenquerschnitt um bis zu 20 cm verringert werden. Vorteile: keine Zugluft, keine Geräuschbelästigung
4. Baustellenbesichtigung am 19. Mai 2004 Referat: Sarah Bridges, Ferhardt Yildirim, Anna Zakieva, |